Hilfe in Angstsituationen

Hilfe in Angstsituationen

Skills: Hilfe in Angstsituationen

Wer von einer Angst betroffen ist, weiß, wie lähmend eine Angstsituation sein kann. Gute Ratschläge oder logische Argumente helfen wenig, wenn die Angst gerade unmittelbar präsent ist. Aus der Verhaltenstherapie kommt der Begriff der „Skills „zur Hilfe: Handlungen, die bei richtiger Anwendung die persönliche Anspannung senken können.
Was damit gemeint ist und wie Skills für Kinder oder Erwachsene aussehen können, erklärt der folgende Artikel.

Skills – Fähigkeiten zur Anspannungsregulation

Die Therapie beschreibt damit Tätigkeiten, die ein Patient nutzt, um sich in Stresssituationen aus Hilfe zu suchen. Wer also Angst vor dem Zahnarzt hat, kann Skills als Hilfe nehmen, um Angstsymptome zu lindern. Skills helfen nicht, die Ursache der Angst zu behandeln – aber durch die Bekämpfung der Symptomatik sind sie ein wirkungsvolles Mittel, Ängste langfristig abzubauen.

Wie werden Skills angewendet?

Ein Skill ist eine Tätigkeit, die dem Menschen nicht schadet, ihm aber einen anderen Reiz anbietet, um sich von einer Anspannung abzulenken. Skills werden als Hilfe im persönlichen Umgang mit Gefühlen genutzt. Im konkreten Beispiel der Angst vor dem Zahnarzt bedeutet das: Sobald die Angst wahrgenommen wird, wird ein Skill angewandt, um die Gedankenkette „Angst-Zahnarzt-Angstscham“ zu durchbrechen. Wirksame Skills in dieser Situation können Sudokus sein, Kopfrechenaufgaben oder Knobelspiele. Indem der Patient sich darauf konzentriert, durchbricht er die Phase der Anspannung.

Skill-Ketten

Oft reicht aber ein Skill nicht aus – es ist sinnvoll, eine ganze Reihe von Skills auszusuchen. Jeder Skill sollte einer bestimmten Reizschwelle zugeordnet sein.
Ist die Angst noch auszuhalten, reicht ein Skill aus, der nur im Kopf stattfindet, wie zum Beispiel Rechnen oder das innerliche Aufsagen von Gedichten oder Liedtexten zur Ablenkung.
Ist die Anspannung der Angst aber bereits so groß, dass Puls und Atmung beschleunigt sind und der Impuls zum Weglaufen besteht, sind Skills nützlich, die einen körperlich spürbaren Reiz auslösen. Eiswürfel im Nacken, kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen, das Riechen an Anis oder Ammoniak, wenn möglich auch ein paar langsame Liegestütze lenken den Kopf wirkungsvoll von der Angst ab.
Wer in einer hohen Anspannung mit einem starken Skill beginnt, kann sich selbst langsam runterregulieren und nach und nach sanftere Skills nutzen, bis eine Möglichkeit zur Behandlung besteht.

Skill-Koffer

Auch wenn hier kein haptischer Koffer gemeint ist, kann es durchaus sinnvoll sein, sich ein kleines Mäppchen mit Material für die persönlichen Skills zu füllen und zum Zahnarztbesuch mitzunehmen. Darin können Parfumproben für den ersten körperlichen Reiz enthalten sein, ein kleines Rätselbuch mit einem Stift, ein Zauberwürfel oder ein Ball zum Kneten.

Skills für Kinder
Hat ein Kind Angst vor dem Zahnarzt, kann es ab dem Grundschulalter häufig in die Erstellung eines Skills zu Hilfe gegen die Angst mit einbezogen werden. Vielleicht ist ein körperlich spürbarer Skill ein Purzelbaum oder ein Hand-Klatsch-Spiel-Reim, für das vor dem Betreten der Praxis ausgeführt wird, als Hilfe für das Wartezimmer ein Heft mit Malen-nach-Zahlen oder Von-Punkt-zu-Punkt-Bildern. Auf dem Zahnarztstuhl kann ein Plüschtier mit festeren Gliedmaßen gleichzeitig treuer Freund und hilfreicher Tast-Skill sein.

Skills für Erwachsene
Hilfe für Erwachsene ist einfacher, da sie den Sinn von Skills verstehen – und schwieriger, da die Entscheidung zur Nutzung einer Skillkette selbst getroffen werden muss. Mit kaltem Wasser zu beginnen ist innerhalb einer Praxis oft gut umzusetzen, Liegestütze eher schwieriger. Wer keine Rätsel mag, kann im Kopf in 7er Schritten von 500 rückwärts zählen oder Segelknoten machen.

Jeder Mensch ist in seiner Angst individuell – daher sind auch die Skills ganz nach Persönlichkeit unterschiedlich. Patienten brauchen eine Weile, um das Passende für sich herauszufinden – nach einiger Zeit können Skills aber ein verlässlicher Partner im Umgang mit der Zahnarztangst werden.